Lena Inken Schaefer beschreibt einen würdevollen Akt der Transformation: Vier Vitrinen präsentieren Objekte ihrer eigenen ›Spezies‹. ›Ausgestellte Arbeit‹ widmet sich der Geschichte einer einzelnen Vitrine, allerdings ist diese nicht dokumentarisch aufgearbeitet, sondern physisch in ihre Einzelteile zerlegt. Das Objekt Schaukasten, das qua seiner Bestimmung andere auserwählte Objekte im besten Fall zum Sprechen bringen soll, ist durch Lena Inken Schaefer vom aufbewahrenden Objekt zum kommunizierenden Subjekt transformiert worden. Die Messingprofile, die die Glasscheiben der Museumsvitrine umrahmten und zusammenhielten, wurden mit einer Metallsäge scheibchenweise in gleich große Stücke zersägt und anschließend neu angeordnet. Durch den Akt des Zerlegens ist ein flexibles, geradezu mimetisches Werk entstanden, das in der Lage ist, sich an seine äußere Umgebung anzupassen. Der Autor Roman Ehrlich formuliert in seinem Katalogbeitrag ›Ausgestellte Arbeit‹ (in: Lena Inken Schaefer: ›Die Tage sind lang, die Nächte kalt‹, Berlin 2015, S. 119) den Gedanken, dass die Dekonstruktion des Schaukastens wie der Rückbau menschlichen Schaffens wirkt. Die komplexe Struktur der Objektwelt wird schrittweise in den rechten Winkel rückgeführt, der in seinen neuen Kontexten sofort wieder an die Arbeit der Selbstausdehnung des Menschen in das Artefakt erinnert: an Nähmuster, Parkettböden, Reifenprofile, Ketten, Gürtel, aber auch an Stellvertreter der überflüssigen Arbeit: Labyrinthe, die vom Menschen geschaffen sind, um sich darin der eigenen Orientierungsfähigkeit und Problemlösungskompetenz gewahr zu werden. ›Ausgestellte Arbeit‹ wird zum universellen Ornament – zu einer Arbeit, deren Struktur an Textiles erinnert, an Handwerk, daran, dass das, was wir in Vitrinen vorfinden, klassifiziert wurde und je nach Kontext Wertigkeit erlangt. Eine geometrische Struktur, die über ihre Struktur hinaus über gesellschaftliche Strukturen spricht.
(Susanne Weiß, 2015)
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